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Schnuppern oder das olfaktorische Talent

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Der Geruchssinn ist in der Lage längst verblasste Erinnerungen, die mit einem bestimmten Duft verknüpft sind, wieder an die Oberfläche unseres Denkens zu befördern. VON KATHARINA LEY – „Coco“ von Chanel und „Flowerbomb“ von Viktor & Rolf – meine zwei Lieblingsparfums seit Jahren. Irgendwann roch ich zum ersten Mal – das eine, wie auch das andere Parfum – und war auf eine wundersame Art angezogen von diesem Duft. Mein Geruchssinn signalisierte mir unmissverständlich: Das bist Du, das sind wir! Mach diesen Duft zu unserem, deinem Duft!

Nichts leichter als das – ein Gang in die nächstgelegene Parfümerie, eine „Erleichterung“ des Portemonnaies um etwa 80,00 Euro und ich war im Besitz „meines“ Duftes. Verrückt einerseits: So viel Geld für eine Flüssigkeit auszugeben, die nicht mal ein grundlegendes Bedürfnis, wie essen oder trinken, befriedigt. Vollkommen verständlich andererseits, da der Geruchssinn in der Lage ist längst verblasste Erinnerungen, die mit einem bestimmten Duft verknüpft sind, wieder an die Oberfläche unseres Denkens zu befördern. So denke ich schon seit meinem Kindesalter an laue Sommerabende in Italien, sobald ich den Geruch von verbranntem Gras oder Heu rieche.

Schon bei der Geburt ist unser Geruchssinn vollkommen ausgeprägt. Mit unseren etwa 30 Millionen Riechsinnzellen (unser liebstes Haustier der Hund ist mit 250 Millionen um einiges besser ausgestattet) könnten wir bis zu 10.000 Gerüche unterscheiden – doch das erfordert einiges an Training. Denn: Von der Assoziation, die ein bestimmter Geruch bei uns hervorruft, bis hin zur korrekten Benennung des Duftstoffes, ist es ein langer Weg für unser Gehirn. Riechen wir Nelken und Orangen, knüpfen wir vielleicht die Assoziation zu „Weihnachten“, doch bis zur Benennung des Gerochenen schaffen wir es selten. Dabei ist ein ausgeprägtes Geruchsorgan ein großer Gewinn für den Menschen. Denn der Geruchssinn ist eng mit unserem Geschmackssinn verbunden und beide ergänzen sich gegenseitig. Sobald wir etwas essen, trinken, oder auch rauchen, und von einem „guten Geschmack“ sprechen, ist dies das Resultat, welches durch das gustatorische (Geschmackssinn) und olfaktorische (Geruchssinn) Zusammenspiel unserer Sinne getroffen wurde.

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Unsere Sinne sind besonders – natürlich, das ist uns allen bewusst! Neben Krankheiten, wie Erblinden oder Taubheit, also der Beraubung des Augenlichts oder des Gehörs, kennen jedoch die wenigsten Menschen den Begriff für den Verlust des Geruchssinns. Dieser lautet Anosmie und kann schon durch eine Entzündung der Nase oder Nasennebenhöhlen entstehen. Für den Geruchssinn gilt hier wohl auch, was für vieles gilt, dass wir als selbstverständlich ansehen: Man weiß erst, was man hat, wenn es weg ist!

Der Geruchssinn hilft uns nicht nur dabei, im Supermarkt das wohlriechendste Duschgel auszuwählen, festzustellen, dass die Milch schlecht ist und der Hund dringend gebadet werden müsste. Der Geruchssinn hilft uns vor allem dabei, die Welt in all ihren Facetten wahrzunehmen und zu genießen. Ein Frühlingsanfang,

Kaffeeduft kann höchst
unterschiedlich wirken

Kaffee, eine gutes Essen, frischgewaschene Wäsche, den Menschen, den wir lieben – das alles bleibt ohne unseren Geruchssinn fast farblos, irreal. In enger Verbindung zu unserem limbischen System, welches einen Bereich unseres Gehirns darstellt, der maßgeblich für die Emotionsverarbeitung und auch das Triebverhalten zuständig ist, können durch Gerüche Endorphine, also Glücksgefühle ausgestoßen werden. Worin die Begründung liegt, warum uns manche Gerüche so unglaublich glücklich machen.

Um unseren Geruchssinn noch stärker in unser Genussempfinden einzubetten, bedarf es einer gezielten Schulung, die natürlich von unserer Eigeninitiative abhängt. Geben Sie Ihrer Nase Zeit, denn Genuss entsteht nicht unter Zeitdruck. Neben dem Zeitfaktor ist zudem die Intensität der Genusssituation relevant: Gelingt es Ihnen, sich voll und ganz dem Genussmoment hinzugeben, reichen oftmals einige Minuten aus.

Natürlich ist Genuss individuell und ist nicht auf Rezept und mit Packungsbeilage erhältlich. Bei vorausgesetzter Genussfähigkeit, was bedeutet, dass nicht bewusst auf Genuss verzichtet wird und demnach keine Askese praktiziert wird, lässt sich das Genussempfinden über den Geruchssinn wunderbar trainieren.Bauen Sie dafür bewusst Pausen in Ihr alltägliches Leben ein. Geben Sie Ihrem Riechvermögen die Chance, Geruchsträger intensiver kennenzulernen. Das kann schon bei der täglichen Essenszubereitung geschehen. Natürlich wissen Sie, wie Knoblauch, eine Zitrone und geschmorte Zwiebeln riechen, aber nehmen Sie diese Gerüche einmal wieder ganz bewusst auf und versuchen selbst beim Essen, die Gerüche fokussiert herauszuschmecken und herauszuriechen. Es wird Sie überraschen wie Genuss erzeugend diese einfachen Übungen schon sein können.

Gönnen Sie Ihrem Körper die Düfte, die ihn ansprechen. In meinem Fall ist die Parfumwahl schon gefallen. Der richtige Duft ist erst dann gefunden, wenn Sie bei der Benutzung der Parfums regelrecht beflügelt und berauscht sind von dem Geruch und der Wirkung, die sich auf Ihrer Haut entfaltet. Mein Tipp: Geben Sie Parfümproben, die man in der Parfümerie geschenkt bekommt oder in Zeitungen findet, eine Chance: Jede Probe bekommt einen Tag auf Ihrer Haut! Und schnuppern Sie an ihren Freunden, oftmals haben die Menschen, die wir lieben schon einen Duft gefunden, der vielleicht uns selbst ebenso gefällt. So findet sich der Genuss im kleinsten Detail.

Wie finde ich meinen Duft?

equiErschwingliche Duftkreationen bekommt man auch bei Equivalenza – Anfang November gab es die Eröffnung der Filiale in Köln, worüber der WDR unlängst bei MARKT berichtete. Wir trafen Peter Schlief Geschäftsführer, Inhaber des Kölner Shops und sprachen über die Besonderheiten und Ideen des Unternehmens:

Frage: Was ist das Neue am Konzept von Equivalenza?

Equivalenza ist die erste weltweit operierende Marke für White-Label-Parfums. Wir verkaufen unsere ca. 150 verschiedenen Damen- und Herrenparfums offen in nachfüllbaren Flakons zu standardisierten Preisen in den Größen 30, 50 und 100 ml. Das ist neu und einzigartig und ermöglicht, qualitativ hochwertige Parfums zu optimalen Preisen zu verkaufen. Der Wegfall von teurer Werbung und Verpackung erlaubt es uns und dem Kunden, sich auf das einzig wesentliche zu konzentrieren: den Duft.

Seconds: Nach welchen Kriterien entwickeln Sie Ihre Düfte? In wie weit haben Sie etwas mit Markenparfums zu tun?

Parfums unterliegen Moden, genau wie Kleidung oder Kosmetik. Deshalb bevorzugen ältere Menschen andere Düfte als junge. Unsere Parfumdesigner greifen diese Moden auf, und genau wie eine Kosmetikfirma jedes Jahr die Farben ihrer Nagellacke oder Lippenstifte leicht verändert, aktualisieren auch wir unsere Duftpalette, dass es dabei zu Überschneidungen mit Markendüften kommen kann, liegt in der Natur der Sache. Auch hier wieder der Vergleich mit Kosmetik: Es ist selbstverständlich, dass verschiedene Hersteller sehr ähnliche Rottöne vertreiben, und es ist ebenso selbstverständlich, dass verschiedene Parfumhersteller Düfte aus den gleichen Duftfamilien anbieten. Dabei handelt es sich bei uns aber immer um eigene
Kreationen.

Seconds: Was unterscheidet einen Equivalenza-Shop von einer traditionellen Parfümerie?

olfak2In allerester Linie die Organisation der Düfte. Bei Equivalenza sind die Düfte nach Duftfamilien geordnet, das ist für den Kunden nachvollziehbar und hilft bei der Entscheidungsfindung. Zusammen mit der einheitlichen Verpackung kann sich unser Kunde dadurch ohne Ablenkung auf einen für ihn interessanten Duft konzentrieren. Wie oft passiert es, dass jemand in einer traditionellen Parfümerie verloren vor dem Regal steht und nicht weiß, wo er/sie z.B. fruchtige Düfte findet. Dazu kommt die „Macht der Bilder“: Es wird ein bestimmtes Image zu einem Duft suggeriert. In schätzungsweise 50% der Fälle führt das dazu, dass der Kunde einen Duft kauft der nicht optimal zu ihm passt. Bei Equivalenza geht es nur um den Duft, nicht um das Image. Der Kunde wird nicht manipuliert und kann frei entscheiden.

Seconds: Wie stellen Sie die Qualität Ihrer Parfums sicher?

Die Qualität eines Parfums wird hauptsächlich durch 3 Faktoren bestimmt: Qualität der Komposition, Qualität der Essenzen und Qualität des Trägers. Wir verwenden als Träger nur natürlichen Alkohol (viele billige Importe benutzen synthetischen Alkohol). Unsere Essenzen kaufen wir rein nach qualitativen Gesichtspunkten bei den jeweils führenden Herstellern – also dort, wo auch die meisten anderen Parfumproduzenten einkaufen. Aber das Geheimnis unseres Erfolges bei den Kunden sind die Rezepturen. Der Erfolg beweist, dass diese denen bekannter Marken in nichts nachstehen. Die Haltbarkeit eines Duftes wird übrigens durch die verwendeten Essenzen bestimmt, nicht durch die Konzentration. Auch deshalb brauchen wir den Vergleich mit bekannten Marken nicht zu scheuen: das Feedback unserer Kunden in Bezug auf die Haltbarkeit ist durchweg positiv.

Wer Equivalenzia testen möchte
findet in Köln ein Dufthaus in der
Neumarkt Galerie
(Untergeschoss am Eingang der U-Bahn)
Neumarkt 2-4, 50667 Köln

Equivalenz auf Facebook

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