Chriss Gross, renommierter Schlagzeuger und Produzent (Jule Neigel, Max Mutzke, etc) trifft auf die charismatische Theaterschauspielerin Anna Beetz. Zusammen bilden sie das deutsche Elektro-Pop-Duo Annagramm. Vier Jahren komponierten und texteten die beiden zusammen. Mit „Klipp Klapp“ liegt nun das erste Annagramm Studioalbum vor, das im Januar 2015 via Finetunes erschienen ist.
Minimalistischer Elektro-Beat gepaart mit eindringlichen Melodien, bildet das Herzstück der Band. Chriss Gross, der auch als Produzent fungiert, gibt am Schlagzeug den Takt vor und baut mit Hilfe von Synthesizern und Keyboards die Kulisse, in die seine Mitstreiterin sanft ihre Wörter haucht.
Anna Beetz‘ deutschsprachige Texte handeln von unfassbaren Träumen und Emotionen, die jeden Menschen umtreiben. Dabei versucht sie nicht, diese zu ergründen oder gar zu verstehen, sondern erzählt einfach von ihnen und verleiht den Songs damit eine surreale Atmosphäre, die sich auch im visuellen Image der Band widerspiegelt.
Wir haben sie im Gloria getroffen und Sie gaben uns einen Einblick in ein Musik-Projekt, das an die Hochzeit des Trip-Hop Anfang 2000 nicht nur erinnert – sondern hieraus neue Potenziale schöpft.
Vorband von Anne Clark gewesen zu sein – was bedeutet das für Euch?
Richtig cool – wir sind ja mit Anne Clark durch ganz Deutschland gereist, mit der Chance uns dem Publikum vorstellen zu dürfen. Und wir haben uns wahnsinnig über das Feedback gefreut.
Anna: Du hast im Schauspiel gearbeitet, ist doch eigentlich lukrativ, warum das Umdenken?
Weil da noch eine andere Seele in meinem Herz schlägt. Und welche? Die Sängerinnen und Musiker Seele, ohne sie geht es nicht, ich habe immer parallel gearbeitet, gespielt und gesungen.
Chris: Das Sound-Set alleine von den Drums aus zu bedienen, wie geht das?
Lach, auf jeden Fall mit Hilfe von Elektronik. Ich bin großer Kraftwerk-Fan.
Bei Kraftwerk hatte man das Gefühl, sie haben vier Hände, wie viele sind es bei Dir?
Ich hab acht Hände! Mit der heutigen Technik, Midi, USB-Kram und Laptop ist das möglich.
Ist das bei euch in etwa so aufgeteilt, Anna Text und Chris die Mucke?
Grob gesagt ja, es ist tendenziell so, ich schreib für mich und er bastelt für sich, an neuen Sounds und Kompositionen. Wir treffen uns und arbeiten gemeinsam wie an einem spannenden und riesengroßen Puzzle.
Wer sind Eure Vorbilder?
Ganz klar, Moloko, Lamb, Björk, die musikalische Phase Ende des Jahrtausends, da ist der Beat, an dem wir ansetzen.
Heute nennt man alles Elektro Pop? Ich höre da vielmehr Trip Hop heraus
Chriss: Ich lass mich viel beeinflussen von Bowie. Obwohl der schon lange von der Bildfläche verschwunden schien, kam Anfang 2014 das neue Album, das wir sehr gefeiert haben. Es gab ein inspirierendes Erlebnis als Kind, ich war 12, mein Bruder weckte mich und meinte „David Bowie ist in der Stadt“ und er hatte Karten. Am nächsten Tag hatte er ihn mir persönlich vorgestellt und seitdem bin ich ein großer Fan.
„Klipp Klapp“, erinnert stark an Molokos „Fun for me“ ein Pionierstück der Band und Mitbegründer des Genre. „Ich lass los“, hat auch Single Niveau, wird das eure zweite Single?
Es schwankt hin und her zwischen „Ich lass los“ und „Bine“. Das ganze Album wurde in Berlin in den Transporterraum Studios von Philipp Hoppen gemischt, und das Team sagten auch „Ich lass los“ das ist der Berlin-Sound, und wir haben uns für „Klipp Klapp“ entschieden.
Das ganze Album ist wahnsinnig erfrischend, wie lange habt Ihr daran gearbeitet?
Na Du weißt, wie es ist im Geschäft. Du kannst jederzeit eine Platte veröffentlichen, es mangelt definitiv nicht an Output. Wir wollten jedoch unbedingt vorher eine gute Infrastruktur haben. Denn was wir gemacht haben, sollte gut rübergebracht werden. Und dazu muss man gute Leute finden, und das kann manchmal etwas dauern, weil die nun auch mit anderen Projekten beschäftigt sind. Und so verging die Zeit.
Wo bekomme ich euer Album?
Neben den üblichen Downloadmöglichkeiten gibt es physisch sogar eine CD, in Saturn, Mediamarkt etc. Um das steuern zu können, haben wir ein Label gegründet.
Ihr seid jetzt von Mannheim nach Köln gekommen was hat euch denn bewogen nach Köln zu kommen?
Anna: Meine Familie kommt aus Köln, da war schon ein bisschen „Heimatgefühl“ mit verbunden.
Was hat Köln, was Mannheim nicht hat?
Chris: Ich bin Schlagzeuger, und unheimlich viele Kollegen sind in Köln aktiv. Mannheim hat natürlich die Pop-Akademie, aus der viel Deutsche Musik hervorgegangen ist. Aber Köln ist ein Schritt in die Richtung, wo wir hin wollen. Wir wollen nicht nur regional/kommunal stattfinden, sondern mit Köln erreichen wir das Tor Richtung Westen. Brüssel – London – Amsterdam. Und Köln hat ein sehr ansteckendes Lebensgefühl, das wir sehr mögen.
Wenn Ihr in Köln unterwegs seid: Wo ist euer Lieblingsklub?
In Mannheim hatten wir alles abgegrast, aber dann Umzug, Proben und direkt mit Anne Clark auf Tour, wir sind gerade erst angekommen und freuen uns auf jeden neuen Klub in Köln.
Und Euer Favorite-Place? Stadtteilmäßig?
Zuerst haben wir unsere unmittelbare Umgebung erforscht. Von Sürth über Rodenkirchen landeten wir sofort in der Südstadt. Das ist schon alles ziemlich klasse. Da gibt es sehr leckere Sachen zum Essen, nette Locations, eine Stadt mit einer tollen Atmosphäre.
Annagramm – Klipp Klapp
Das zwölf Songs umfassende Album wurde von Philipp Hoppen (Deichkind, Kraftclub, Die Ärzte), Aiko Rohd (Tim Bendzko) und Markus Born (Wallis Bird) gemischt. Das Master stammt von Sascha ‚Busy‘ Bühren (Marteria, Seeed, Max Herre).
Links:
CD: AMAZON 12,95
Mp3: AMAZON 9,99
iTunes-Bonustrack Version:
Äpfelphone 9,99
RE-MIX Pack: JPC 12,99
Interview: Andreas Bastian/seconds