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Heiner Brand – Der Motivator

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Ein Gespräch mit Heiner Brand über Sport und ehrenamtliches Engagement – Als Handballer begeisterte er Fans und Publikum, als Trainer motivierte er seine Spieler zu Höchstleistungen. Heiner Brand hat in seinem Sport alles an Titeln und Pokalen geholt, was möglich war und hat doch nie abgehoben. Sechs deutsche Meistertitel, vier deutsche und zwei europäische Pokale mit dem VFL Gummersbach

waren Ausdruck seiner sportlichen Klasse, aber auch der Fähigkeit, seine Stärken im Team auszuspielen. „Es muss jedem Spieler klar sein, dass das beste Ergebnis für die Mannschaft das Ziel ist“, sagt Heiner Brand. Aber wie schafft man es, ein gutes Team aus miteinander konkurrierenden Individualisten zu formen, fragen wir ihn. „Man muss ihnen ihren Anteil am Mannschaftserfolg immer wieder verdeutlichen, um Motivationsverlusten vorzubeugen.“

Der „Beckenbauer“ des deutschen Handballs

Höhepunkt seiner Spielerkarriere war der Weltmeistertitel 1978 in Dänemark, der ihn endgültig zu einer Ikone des deutschen Handballs machte. Vielleicht waren es diese Erfolge, die die jungen Spieler wie Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Hennig Fritz oder Markus Baur beflügelten, als Heiner Brand 1997 Bundestrainer wurde. Er war Vorbild, Lehrer, Motivator, ein „Beckenbauer“ des deutschen Handballs. In scheinbar aussichtslosen Spielsituationen schaffte er es, sein Team aufzurichten, nicht aufzugeben und noch das letzte Quäntchen Energie und Spielwitz aus sich heraus zu holen. Bei der Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland faszinierte Heiner Brand ein ganzes Land mit seiner Philosophie der homogen und entschlossen, aber fair spielenden Mannschaft. So etwas hatte man bis dato noch nicht gesehen. Im Triumph des „Wintermärchens“ schlug sein Team im Finale die starke polnische Mannschaft vor 20.000 begeisterten Zuschauern in der Köln-Arena mit 29:24 Punkten. Deutschland wurde nach 1938 und 1978 zum dritten Mal Weltmeister.

„Für mich haben immer die Regeln des ‚Fair Play‘ gegolten“

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Nun gehen die Spieler im Handball oft nicht gerade zimperlich miteinander um. Welche Rolle spielt für ihn in diesem Zusammenhang Rücksichtnahme, wollen wir von ihm wissen. „Handball ist eine körperbetonte Sportart. Nichtsdestoweniger haben für mich immer die Regeln des „Fair Play“ gegolten, das heißt Respekt vor den Schiedsrichtern, Zuschauern, Mitspielern und insbesondere vor den Gegnern.“ Dies gelte im Übrigen auch für ein friedvolles Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Gegenseitige Rücksichtnahme, Hintanstellen eigener Interessen und Vertrauen im Umgang miteinander seien nicht nur im Mannschaftssport wichtige Faktoren. Und noch etwas sei entscheidend, sowohl für sportlichen wie auch beruflichen Erfolg: das Erlernen von Kritikfähigkeit. Ohne selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Vorgehensweise werde man für sich keine Entwicklung und keine Verbesserungen erreichen können. In seiner neuen Rolle als gefragter Redner widmet er sich diesen Fragen und Herausforderungen auf Seminaren, Events und Vorträgen bei Unternehmen und Institutionen.

„Es gibt wichtigere Dinge im Leben gibt als den sportlichen Erfolg“

Doch trotz aller Faszination für sportlichen und beruflichen Erfolg, der schnauzbärtige Träger des Bundesverdienstkreuzes und vieler weiterer Auszeichnungen, hat nie den Blick verloren für die, denen es nicht so gut geht. „Ich habe bereits in relativ jungen Jahren gelernt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als den sportlichen Erfolg.“ 1979 erlitt sein Mannschaftskollege und Freund Jo Deckarm während eines Europapokalspiels einen schweren Unfall und lag danach 131 Tage im Koma. Mit einem Schlag wurde aus dem einstmals besten Handballer der Welt, wie ihn viele bezeichneten, ein Pflegefall. Erst nach Jahren intensiver Therapie und speziellen Trainingsprogrammen konnte Jo Deckarm einen Teil seiner motorischen Behinderungen überwinden. Zur Finanzierung seiner Rehabilitation und Pflege wurde 1980 von der Deutschen Sporthilfe der Jo Deckarm-Fonds eingerichtet, dem Heiner Brand als Ausschussmitglied angehört.
Aber nicht nur das tragische Schicksal seines Freundes Jo Deckarm liegt Heiner Brand am Herzen. Er unterstützt die Deutsche Sporthilfe, den Deutschen Kinderhospizverein e.V. und engagiert sich im Bündnis der Hilfsorganisationen „Aktion Deutschland Hilft“. Was wir als Gesellschaft seiner Meinung nach tun müssten, um den Blick des Einzelnen wieder mehr auf das Gemeinwohl zu lenken, fragen wir ihn. „Der zunehmende Egoismus in unserer Gesellschaft erschrickt mich immer wieder. Die Bedeutung der Werte muss häufiger betont werden und vor allem müssen diese Werte gelebt werden. Wir brauchen wirkliche Vorbilder!“

„Die Bedeutung des Ehrenamtes muss heute noch mehr geschätzt werden“

Und auf die häufig geäußerte Kritik, karikative Einrichtungen wie beispielsweise die „Tafeln“, übernähmen Aufgaben, die eigentlich Sache des Staates seien, entgegnet Heiner Brand: “Die wirtschaftliche Situation insbesondere der Kommunen macht ein Engagement der Bürger notwendig. Deshalb muss die Bedeutung des Ehrenamtes heute noch mehr geschätzt werden.“ Im lokalen Rahmen setzt sich Heiner Brand besonders für die beeindruckende Arbeit der Kölner Klinik Clowns ein (Lesen Sie dazu auch den Artikel über die Kölner Klinik Clowns, „Einfach nur schööön!, Wenn Lachen heilen hilft“). Wie er zu diesem Engagement gekommen sei und was er am meisten an dieser schwierigen Arbeit für benachteiligte Kinder schätze, möchten wir wissen. Man habe in seiner Heimatstadt Gummersbach eine Persönlichkeit gesucht, die einen Bezug zur Region hat und damit auch die Wahrnehmung der Klinikclowns dort erhöhen kann. Und dann fügt Heiner Brand noch hinzu: „Grundsätzlich finde ich es immer sehr wichtig, wenn man Kindern, die in einer schwierigen Situation sind, hilft.“

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