Start in den Krimiherbst mit der 3. Crime Cologne – VON IRIS THEN – Die Tage werden wieder kürzer, die Bäume immer kahler, feuchtkalte Winde fegen durch die Stadt. Genau das passende Wetter, um Verbrecher zu jagen – zumindest literarisch. Vom 24. bis 28. September sorgt die Crime Cologne zum dritten Mal bei Krimifans und denen, die es noch werden wollen, für Gänsehaut-Stimmung. Nationale und internationale Krimiautoren werden sich in der Domstadt ein Stelldichein geben und aus ihren neuesten Werken lesen.
Ob in der Überlebensstation GULLIVER am Hauptbahnhof, im Kronleuchtersaal der Kölner Kanalisation oder bei der deutschen Niederlassung von Microsoft am Rheinauhafen – die beiden Veranstalter Achim Mantscheff und Hejo Emons haben sich auch dieses Jahr wieder zahlreiche ausgefallene Plätze ausgesucht. Sie wollen dem Publikum neben verbalem Nervenkitzel ein passendes Szenario bieten. Schließlich ist der Krimi die beliebteste Literaturform unserer Zeit.
„Vermutlich bringt der Krimi dem Leser die Sicherheit zurück, die ihm zurzeit abhanden zu kommen droht“, versucht Verleger Emons die in den letzten dreißig Jahren rasant gestiegene Beliebtheit des Genres zu erklären. „Im Krimi passiert ja etwas Angsterregendes, etwas, was die Welt erschüttert. Doch gegen Ende wird dies dann geheilt. Krimis, die vom Publikum angenommen werden, bedienen das in besonderer Weise.“ Rund 50 Meister ihres Faches werden an der diesjährigen Crime Cologne teilnehmen. Darunter Schwedens neuester Thrillerstar Carl-Johan Vallgren sowie die Bestsellerautoren Arno Dahl, Åke Edwardson, Friedrich Ani und Petra Hammesfahr. Aber auch hierzulande weniger bekannte Krimi-Schreiber wie Mukoma wa Ngugi aus Kenia.
Mordsmäßig unterhaltsam und genüsslich kriminell
Das Programm verspricht nicht nur Spannung. Auch für die Freunde kulinarischer Lesungen ist wieder etwas dabei. Ob beim Kölner Krimi Brunch, beim Bayrischen Krimi-Mittag oder beim Dessertmenü mit Carsten Sebastian Henn´s leckerster Leiche aller Zeiten – Krimi und Gaumenfreuden, diese Kombination scheint vorzüglich zu passen. Beides sei doch ein Vergnügen, meint Hejo Emons. Und schmunzelnd fügt er noch an, letztlich gehe es ja bei beidem um Leben und Tod.
Für „Ganz oben, ganz unten“, das neue Buch von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, mag diese Formulierung dann doch etwas zu krass sein, Medienkrimi hin oder her. Wulff ist beileibe kein Krimiautor, trotzdem wird auch er auf der Crime Cologne lesen. „Es geht mir dabei nicht um die politische Ausrichtung des Ex-Bundespräsidenten“, meint der Verleger. Er will zum Gespräch anregen. „Was mich bedenklich stimmt, ist die Tatsache, dass inzwischen immer mehr Leute, die verdächtigt werden und prominent sind, durch die Medien einer breiten Öffentlichkeit gegenüber stehen, die bereits ein Urteil über sie fällt, noch bevor es ein Richter tut.“ Bierernst will Emons diesen Programmpunkt trotzdem nicht verstanden wissen. Wulffs Buch ist für ihn auch Unterhaltungsliteratur.
Skurrile Orte, spannende Geschichten, engagierte Autoren
Für spannende Unterhaltung sorgt die Crime Cologne auf vielerlei Weise. Wohlige Schauder versprechen nicht nur Lesungen an skurrilen Orten, sondern auch Veranstaltungen wie die Ladies Crime Night oder der Ladies Crime Afternoon. Für Fans von Poetry-Slam gibt es im Krimizelt am Schokoladenmuseum „Crime in Flammen“. Auch zwei Filmvorführungen wird es geben. Und wer einmal selbst einen Fall lösen will, der geht ins Rautenstrauch-Joest-Museum zu „Mord im Museum“ oder macht mit bei der Nippes Veedeltour.
Auch der regionale Krimi wird nicht zu kurz kommen. Die Große Köln Krimi Nacht präsentiert diesmal vier Autoren, deren Krimis in der Region angesiedelt sind. Verleger Emons dazu: „Eigentlich ist jeder Krimi ein Regionalkrimi, schließlich spielt er ja irgendwo.“ Dennoch hat genau er mit seinem Verlag vor 28 Jahren durch die Veröffentlichung der Köln-Krimis eine Welle regionaler Krimis losgetreten. Hejo Emons sagt, der Regionalkrimi sei ein deutsches Phänomen. Besonders stolz ist er darauf, dass er es geschafft hat, mit seinen Köln-Krimis auch ein Publikum anzusprechen, das nicht in Universitätssälen gelernt hat, Sätze auseinanderzunehmen. Aus demselben Grund möchte er auch die Preise für das Festival niedrig halten. Ihm sei es wichtig, sagt er, dass es keine zweite Lit.Cologne werde. „Das Krimi-Festival zu organisieren ist verdammt viel Arbeit. Aber, wenn man die Partner und Sponsoren ansieht, haben wir doch einiges bewegt. Wir sind ja kein riesiger Laden und machen keine Gewinne.“ Die Veranstalter haben Glück gehabt. Obwohl es in Köln für kleinere Veranstaltungen gar nicht so selbstverständlich ist, wird das Festival von der Stadt unterstützt.
… und ein Schreibwettbewerb für Jungautoren
Humane Preise sollen auch das junge Publikum locken. Speziell für dieses findet im Rahmen der diesjährigen Crime Cologne zum ersten Mal ein Schreibwettbewerb statt. Das Ziel: Junge Leute zum Schreiben zu bringen und sie durch eine Schreib-Betreuung marktfähig zu machen. Bis zum 31. August waren deshalb ambitionierte Jungautoren zwischen 13 und 18 Jahren aufgefordert, einen Kurzkrimi bei dem am Festival mitwirkenden Mira-Verlag einzureichen. Am 28. September wird der Gewinner auf der Crime Cologne bekannt gegeben. Neben der Unterstützung beim Schreiben und einer Veröffentlichung als E-Book wird er auch mit einem Preisgeld und dem „Junge Autoren Award“ belohnt.
Einen Preis wollen die Veranstalter auch im nächsten Jahr für die Profis ausloben: Den sogenannten Crime Cologne Award. Studenten der KISD – Köln International School of Design wurden deshalb von den Veranstaltern des Krimi-Festivals und der Stadt Köln gebeten, eine Preis-Statue zu entwerfen. Vom 24. bis 28. September werden alle Designarbeiten des Wettbewerbs im Festivalcafe Ludwig im Museum zu sehen sein. Die durchschossene Metallstele von Dustin Schulz machte unter allen Einreichungen das Rennen. Im nächsten Jahr, wenn es in Köln wieder heißt „Auf zur Jagd nach Verbrechern!“, wird sie dem ersten Preisträger der Crime Cologne überreicht.
Hier das Crime-Cologne Programm 2014